Schreibe es auf...
"Fülle dein Gedächtnis nicht mit Dingen, die du auch anders festhalten kannst." Daniel Levitin
Für den heutigen Abend bin ich dabei im Zuge einer kleinen Aufgabe eine Geschichte zu schreiben. Die Aufgabe, oder besser die Anregung, kommt von Sünje Lewejohann, in ihrem Social Media Kanal gibt es jeden Tag - passend zum Start in den Monat Dezember genau für 24 Tage - einen Beitrag, der einen zum Schreiben bringen soll.
Mir ist bewusst, dass ich nicht vielleicht jeden Tag eine Geschichte schaffen werde, aber schauen wir einfach mal und beginnen mit dem ersten Tag!
ANREGUNG: Spuren im Schnee
Es ist der 1. Advent, der Schnee zeigt sich behutsam und hinterlässt einen feinen und hauchdünnen Film auf der Welt. Meine Welt, das ist gerade der Blick aus meinem Fenster, die erste Kerze vom Adventskranz selbstverständlich schon angezündet wirkt das Ganze sehr beruhigend.
Im Inneren, in meinem Inneren hingegen ist es nicht ruhig und behutsam. Es ist alles so chaotisch und nichts weiß wo es eigentlich hingehört. Ein Satzbaukasten völlig durcheinander, ohne zu wissen, ob überhaupt alle Teile noch da sind fühl ich mich unvollständig, zerbrechlich, ängstlich, traurig...
Ich schlucke, eine Träne rollt über mein Gesicht, sie schmeckt salzig und so schnell schmeckt das äußere Ruhige all das unruhige stürmische Meerwasser, was droht überzuschwappen.
"Atmen!" Denke ich und konzentriere mich auf meinen Atem, wage einen Blick direkt in die Kerzenflamme und erkenne: Spuren. In den zarten Flaum an Schnee, der jetzt auch nicht mehr wirklich will und nur noch zu erahnen ist, sehe ich eine frische Fußspur. Schritt für Schritt. Und so denke ich weiter: "Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug!" Das fühlt sich gut an. Die Spur wird immer unkenntlicher und doch sind sie da, ich fühle sie regelrecht, diese Schritte. Die Schritte brennen sich in meine Lungenflügen, mit jedem Luftzug den ich nehme inhaliere ich diese frische Spur. So frisch wie sie eben war, wird sie zu einem prägenden Erlebnis. Sie lösen in mir das Gefühl von Enge und Kampf aus, auch wenn sie noch so zart waren, da draußen im Schnee, in meiner Brust fühle ich die schwere der Last die sie getragen haben.
"Ich will keine Last mehr tragen, ich will deine Last nicht mehr tragen..." Das denke ich mir weiter und atme und schließe die Augen:
"Was spüre ich?
Spüre ich die Last deiner Sorgen?
Sind es meine Sorgen?
Nein und das waren sie auch nie. Deine Sorgen können niemals meine sein. Auch wenn sie Spuren in mir hinterlassen haben."
Ich schüttle diese Spuren von mir. Atme tiefer ein und aus. Meine Brust wird leichter, ich atme freier. "Was für ein Jahr, es gab so viel zu tragen..." Ich öffne die Augen und sehe keinerlei Spuren mehr draußen, wenn ich den Blick über die Kerze aus dem Fenster wage. "Die inneren Spuren kann man also Wegatmen und die äußeren schmelzen?"
Ich wage mich in die Weihnachtstage mit etwas ruhigeren Gedanken und weniger Spuren auf meiner Seele und beginne ausgiebig zu atmen und auf meine eigenen Spuren zu blicken, die ich hinterlasse und die niemanden eine Last sein sollen.
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Einen schönen 1. Advent und eine gute Nacht!
Tet Suwan
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