Verloren und Verlaufen

Eine kleine Geschichte davon, ob man wirklich verloren ist wenn man sich verläuft...

   Es war einmal ein kleines Mädchen- es hatte sich verlaufen - es war umgeben von tausenden und abertausenden Bäumen - kleine und große - dicht beieinanderstehende und weit voneinander entfernte. Die Bäume waren ein Wald - ein Labyrinth aus Bäumen - kein Weg war zu erkennen un Orientierung kannte das Mädchen nicht und so schien sie verloren.

Wie das kleine Mädchen hier hergekommen war - wusste es nicht - es war aufeinmal da - mitten in einem Labyrinth aus Bäumen - aus Weite und Himmel und Luft - zum Einem schien dies alles sehr befremdlich - zum Anderen aber hat es auch etwas faszinierendes - das Mädchen fühlte sich hier seltsam da alles anders war als sie - an nichts konnte sie sich halten und doch schienen die Bäume nicht ganz ohne Leben zu sein...

Dennoch gehörte sie nicht hierher - und so fühlte sie sich verloren und einsam!

Doch ihrem Schicksal wollte sie sich nicht ergeben - sie wollte ausbrechen aus der Verlorenheit - sie wollte Schritte mit jemanden anderen - wie sie - gemeinsam wagen - und nicht nur immer ihren eigenen Fußstapfen lauschen. So machte sie sich also auf den Weg - auf den Weg raus aus diesen Wald - aus diesem Labyrinth der Leere. Sie begab sich - erst sehr konfus - dann mit etwas System auf ihre Reise...



...lang war der Weg - und sie sah viel - es gab wirklich viele verschiedene Bäume - so ähnlich sie sich am Anfang waren - so unterschiedlich wurden sie nach und nach - das erfreute das kleine Mädchen. Und wenn sie sich so freute konnte sie den ganzen Wald durchfluten - das war eine bewundernswerte Eigenschaft - und diese Eigenschaft - diese Freude - vorallem diese Freude auch zu verbreiten - lockte andere Wesen an - die sich ebenso - wie das Mädchen selbst hier verlaufen hatten.

Sie war also nicht allein - es gab Wesen wie sie - keine Bäume - sondern kleine Menschen die dem kleinen Mädchen sehr ähnlich waren - und das erfreute das Mädchen - sie war nicht mehr alleine - sie hatte Gesellschaft und fühlte sich dazugehörig - und das kleine Mädchen konnte die anderen kleinen Menschen erfreuen - und die anderen Menschen erfreuten sich daran und fühlten sich zu dem Mädchen hingezogen - und sie blühten auf - vergaßen ihre Situation in einem Labyrinth zu sein - denn Orientierung erhielten sie durch das kleine Mädchen - es gab den anderen Menschen Freude - Halt und Sinn.

Eine Weile ging dies immer sehr gut - das kleine Mädchen fühlte sich vollkommen - es fühlte sich ganz - da sie anderen soviel geben konnte - doch geschah es - dass das kleine Mädchen sich nach und nach aus dieser Ganzheit in eine Zerrissenheit begab. Freude für andere zu sein ist schön - aber nicht immer einfach - und dann war da ja auch immer noch das Labyrinth - das Fremde - die Bäume - das Andere.

"Wer sich dabei nicht zweigeteilt fühlt - sieht das Labyrinth nicht."

Die anderen kleinen Menschen vergaßen schnell die Umgebung und wollten dem Labyrinth auch gar nicht mehr entfliehen - geschweige es denn weiter erkunden - denn sie hatten ihren Gegenüber in dem kleinen Mädchen gefunden.

Da das Mädchen sich zwischendurch nach Ganzheit mit Gleichgesinnten sehnte kam es zu einigen solchen Begegnungen innerhalb des Labyrinthes - beginnend mit Freude und Ganzheit und endend mit Trauer und Zerrissenheit.

Und so war das Labyrinth nicht nur zur Irreführung der Orientierung da - sondern verworr auch die Gefühle und brachte einen dazu den Sinn in anderen Dingen zu finden anstatt in sich zu blicken.

Denn was ist, wenn das Labyrinth gar nicht dazu gedacht war ihm zu entkommen - wenn das Labyrinth eigentlich da ist um sich selbst zu erkunden und wie man sich stellt zum Fremdem - Unbekanntem - denn verloren zu sein muss nichts negatives sein - wenn man verloren ist - ist man unauffindbar - unauffindbar für andere - und vielleicht ist genau das was wir brauchen - was das kleine Mädchen braucht!

Also begib dich in dein inneres Labyrinth und erkunde deine eigenen Bäume - betrachte sie - erörtere das Faszienierende und nicht das Befremdliche - entdecke neue Ecken - entdecke dich - denn auch selbst Zerrissenheit ist nichts vorrangig schlechtes - wenn ich etwas zerreisse - zerstöre ich es nicht immer - ich teile etwas - ich vergrößere damit die Reichweite von etwas - und nur so können wir vielleicht eines Tages unserem eigenen Labyrinth überragen und erkennen das große Ganze!

Gute Nacht!
Tet Suwan

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